Jimmy Chiang (Österreich)
"Musik, die Harmonie vereint Himmel und Erde; Rituale bringen Ordnung",
aus dem Buch der Riten, Liji.
Die alten Chinesen gaben uns vor zwei Jahrtausenden den Schlüssel zum Frieden. Es ist mir eine Ehre und ein Glück, mit Bösendorfer Musik machen zu dürfen, einem Instrument, das den Wiener Klang und die Wiener Rituale in die Kunst des Klavierspiels und in die Welt bringt.
In einem Titelartikel im Jahr 2009 beschrieb das internationale Opernmagazin Orpheus Jimmy Chiang unter der Überschrift:
„Vielseitigkeit entsteht durch harte Arbeit, Disziplin und Respekt!“
Chiang ist ein vielseitiger Musiker, der eine große Bandbreite musikalischer Fähigkeiten meisterhaft beherrscht. Als Solopianist „taucht er tief in die Musik ein und liebt jede Note, als wäre sie seine eigene“ (Schorndorfer Nachrichten). Als Orchester- und Operndirigent „belebt er das Orchester … und trägt die Sänger ebenso wie den Chor in seinen Händen“ (Orpheus, 2011).
Er war Erstpreisträger des internationalen Dirigierwettbewerbs „Lovro von Matačić“ in Zagreb im Jahr 2007. Im Jahr 2013 wurde Chiang zum Kapellmeister der Wiener Sängerknaben ernannt und war damit der erste in Hongkong geborene chinesische Dirigent in der über 500-jährigen Geschichte des Chores, der diesen Titel innehatte. Im Jahr 2025 fungierte er zudem als stellvertretender künstlerischer Leiter dieser traditionsreichen Wiener Institution. Ab Herbst 2025 ist Chiang als Bösendorfer-Botschafter benannt.
Von seinen Wurzeln in Hongkong über seine Ausbildung in den Vereinigten Staaten und in Wien bis hin zu seinen weltweiten Reisen und seiner österreichischen Staatsbürgerschaft verkörpert Chiang die Schnittstelle vieler Kulturen und Stile. Nachdem er nun seit 25 Jahren in Wien lebt, sind Sprache, Kultur und Musik der Stadt längst zu den seinen geworden – zweifellos „verbindet man ihn mit Wien“ (Lübecker Stadtzeitung). Er beherrscht ein enormes musikalisches Repertoire, das von Gregorianik bis zu lebenden zeitgenössischen Komponisten reicht. Er spricht fließend Deutsch, Chinesisch und Englisch und verfügt über gute Italienischkenntnisse.
Jimmy Chiang wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren; sein Vater war Flötist, seine Mutter Mezzosopranistin und Chorleiterin. Chiang begann mit vier Jahren Klavier zu spielen und trat bereits mit fünf Jahren erstmals auf. Als Jugendlicher studierte er Violoncello und Komposition. Mit 13 Jahren gab er sein erstes öffentliches Konzert als Solopianist mit dem Hong Kong Pan Asia Symphony Orchestra, in dem er von 1994 bis 1996 auch als Cellist tätig war und seit 2008 als Chefdirigent wirkt. Mit 16 erhielt er das Fellowship Diploma in Piano Performance des Trinity College of Music London.
Er schloss sein Bachelorstudium der Musik an der Baylor University (USA) ab, wo er bei der renommierten Pianistin Krassimira Jordan aus der russischen Klavierschule und dem legendären polnisch-jüdischen Dirigenten Daniel Sternberg studierte. Anschließend setzte er seine Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fort und erhielt dort den akademischen Grad „Magister Artium“ mit Auszeichnung. Er war der letzte Schüler des österreichischen Dirigenten Leopold Hager und studierte Klavier bei Wolfgang Watzinger. 2003 studierte er bei Seiji Ozawa und trat auf dessen Einladung beim Rohm Music Festival in Kyoto, Japan, auf.
Chiangs Karriere als Solist, Kammermusiker und Dirigent führte ihn auf renommierte Bühnen und Festivals weltweit. Er trat unter anderem im Wiener Musikverein, in der Carnegie Hall, der Elbphilharmonie Hamburg, der Komischen Oper Berlin, der Suntory Hall in Tokio, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, beim FACYL-Festival in Spanien und beim Macao International Music Festival auf.
2016 wurde er erster künstlerischer Leiter des neu gegründeten Hong Kong–Vienna Music Festival. Chiang führte das Festival zu seinem Höhepunkt, indem er Spitzenmusiker beider Metropolen in einer fulminanten Aufführung von Gustav Mahlers 8. Sinfonie vereinte.
Chiangs größte Leidenschaft gilt der Oper. Von 2007 bis 2009 arbeitete er als Assistent des musikalischen Leiters beim Wagner-Ring-Zyklus am Theater Lübeck; während der Sommermonate war er musikalischer Assistent bei Opernproduktionen der Eutiner Festspiele. Von 2009 bis 2011 war er Chefdirigent am Theater Freiburg, wo er zahlreiche Uraufführungen leitete – darunter einen vielbeachteten Erfolg von Ligetis Oper Le Grand Macabre in der Regie von Calixto Bieito.
Seit 2021 ist Chiang Erster Gastdirigent des Taranto Opera Festival sowie ab Sommer 2025 des Piccolo Opera Festival in Gorizia, Italien.
Zu den Orchestern und Ensembles, die Chiang dirigierte, zählen unter anderem das Radio-Symphonieorchester Wien, das Wiener Kammerorchester, die Wiener Hofmusikkapelle, das Zagreber Philharmonische Orchester, die Orquesta Sinfónica de Castilla y León, die Irkutsker Philharmonie, die Pori Sinfonietta und das Hong Kong Philharmonic Orchestra.
Chiang leitete die Wiener Sängerknaben in zahlreichen Produktionen mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Riccardo Muti und Franz Welser-Möst. Er ist außerdem auf zahlreichen CD-Aufnahmen bei Deutsche Grammophon und DECCA zu hören.